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Die Grauen Schwingen

Der Orden der grauen Schwingen ist eine Glaubensvereinigung, die die Verehrung von Uhn, verbindet. Sie verweilten in Klostergemeinschaften, wo sie ihre gemeinsamen Gebete an das Licht, und einen seiner heiligen Vertreter, Uhn selbst, richteten. Der Name des Ordens entspricht dem Bild des grauen Drachen, der die Verstorbenen auf seinen Rücken in das Reich der Ahnen geleitet.

Die Grauen Schwingen bestanden schon, bevor Doria überhaupt geeint war und diesen Namen trug. Einsichtige Männer und Frauen – meist wohlsituierte Handwerkersfamilien – begründeten den Bau von einzelnen, hölzernen Kapellen oder einfachen Glaubenshäusern in mehreren Dörfern. Zumeist in den kriegerischen Regionen, welche heute als Wernerstein und Narfur bekannt sind, doch auch im Süden taten sich einige Prediger auf, zumal die Stämme beider Landstriche genug Streitereien hatten, die den Anspruch auf eine Erlösung durch einen Gott des Krieges rechtfertigten.
Ob es nun der intrigante Einfluss der aufblühenden Religion der Greifen war, oder aber einfach der stete Wandel des Schicksals, welche die Prediger sich zusammenrotten und ein Leben in Klostergemeinschaften anstreben ließ, lässt sich rückblickend schwer feststellen. Die Zahl der Vertreter Uhns in den Dörfern schwand, während hinter den Mauern der Klöster die Vorstellungen eines Uhn geweihten Lebens immer einheitlicher wurden. Die Priester dieser neuen Lebensform – sie nannten sich fortan „Der Orden der Grauen Schwingen“ – waren zumeist weniger in den Dörfern sondern vielmehr auf den Schlachtfeldern der Stämme unterwegs, denn ihre Sorge galt vorwiegend denen, die der Heilung bedurften um weiter tapfer zu streiten bis dereinst der Tag kommen wird da Uhn sich auch ihrer annimmt. Die Botschaft ist eindeutig: Uhn ist der Richter und Uhn ist der Fährmann. Wer ein rechtschaffenes Leben im Dienste des Lichtes und des Reiches geführt hat, den geleitet er auf seinen Schwingen in das Reich der Ahnen; wer frevelhaft und sündig gelebt, der wird von ihm zur Rechenschaft gezogen. Mit einer gewissen Selbstverständlichkeit bürgerte sich irgendwann die Vorstellung ein, dass jenes Reich der Ahnen wohl das von den Priestern der Greifen versprochene Paradies sein musste. Die Kirche Dorias und die heilige Religion der Greifen verdrängten Uhn nicht, aber sie gaben ihn und seinen Predigern eine neue Aufgabe.
Bis zu den Dra’kaianischen Kriegen hatten sich vier nennenswerte Klostergemeinschaften geformt. Die größte war Pilgershöh‘ in Kalkriese nahe der der Hauptstadt Tavorn. Ihre Bewohner nannten sich selbst die Hüter, so wie sie behaupteten, nach einer Reliquie, die sich in den Händen der Brüder und Schwestern des Ordens befand. Daneben gab es noch Fahlwintern, welches im nordwestlichen Wernerstein liegt, und Zeidelseck – zwar auf narfurianischen Boden, aber in der Hauptsache an der großen Mauer im Norden vertreten. Das letzte bekannte Konvent, Großmauern, wurde in Norderstein errichtet.
Ein Kloster unterteilt sich in Novizen und vollwertige Mitglieder. Als Bruder oder Schwester kann sich jeder bezeichnen der die Priesterwürde erhalten hat. Im Normalfall obliegt die Aufnahme eines neuen Mitgliedes der Gemeinschaft der bestehenden Brüder oder Schwestern. Dazu ist keine Prüfung von Nöten, da sich die Anwärter zuvor als Novizen im Kloster als würdig bewiesen haben sollten. Während die meisten Neuzugänge, in jungen Jahren in die Gemeinschaft von ihren Eltern entsendet werden oder aus freien Stücken kommen, so werden gelegentlich auch Kriegswaisen in den Orden mitaufgenommen. Ein jedes Kloster hat einen Abt oder Äbtissin, die das Oberhaupt bildet. Andere Titel ergeben sich aus ihrer Funktion heraus, so gibt es Bibliothekare, Lehrmeister, Kellermeister, etc.
Der Tagesablauf ist von dem täglichen Pflichten eines Klosters geprägt und von den Gebeten an Uhn. Die Klöster unterhielten einzelne Gärten und Mastställe, lebten aber auch von den Spenden der Pilger. Ganz besonders zugute kamen aber die Opfer der Kriegsveteranen: nicht selten hinterließ ein Krieger, der ohne Erben geblieben, sein Hab und Gut dem Orden, ob der Hilfe die sie ihm ein ums andere Mal auf dem Schlachtfeld geboten haben.


Alle Angehörigen des Glaubens widmen sich der Heilkunst. In jeder erdenklichen Form: der klassischen Wundheilung und Feldmedizin, dem verschließen von Wunden mit Hilfe göttlicher Mächte (=magisch), dem Identifizieren und Neutralisieren von Giften, dem Brauen stärkender Tränke, bis hin zur Reinigung seelischer Befangenheiten. Die einzelnen Mitglieder wenden sich meist einem Fachgebiet zu, ganz von ihren Fähigkeiten abhängig.
Diejenige die über den Status des Novizen hinaus sind, Lehren es den jüngeren Ordensangehörigen, verfassen Bücher oder Abschriften von Werken.
Aber nicht alle Brüder oder Schwestern bleiben ihr Leben lang hinter den Mauern ihres Konvents verborgen. Gemäß den Grundsätzen ihres Glaubens ist der Platz des Ordens auf den Schlachtfeldern. Sie kümmern sich um jene, die Uhn noch nicht auserwählt hat, mit ins Reich des Ahnen zu kehren. Sie lindern das Leid der Verwundeten und sorgen dafür, dass sie weiter tapfer für Doria die Waffen erheben können. Ein solches Mitglied versorgt sich selbst, es steht ihm oder ihr frei eine Waffe zu führen, sofern sie der Verteidigung gegen Feinde Dorias dient. Sie wählen ihren Aufenthaltsort selbst, zumeist dort wo die Verwundeten sie benötigen, bis sie, manchmal erst Jahre später, wieder hinter die Mauern der Klöster kehren. Egal, wo sie sich befinden, keiner vernachlässigt das Gebet an Uhn im Morgengrauen, die Bitte um Zuversicht und Stärke. Viele Ordensmitglieder beten noch häufiger.

Während der Grauen der dra’kaianischen Kriege wurde Zeidelseck komplett ausgebrannt und auch Pilgershöh‘ beheimat nunmehr keine Glaubensbrüder mehr. Einzelne Räubersbanden hatten sich gerne in den Gemäuern eingenistet. Der Verbleib von Großmauern ging mit dem fehlenden Kontakt zu Norderstein unter. Fahlwintern wurde überfallen, war zeitweise von den Dra’kai besetzt. Es scheint als sammeln sich seit König Eledors Herrschaft die verbliebenen Brüder und Schwestern des Ordens, die nach dem Verlust ihrer Heimstätten nur noch vereinzelt und ziellos anzutreffen waren, in den erhaltenen Mauern Fahlwinterns.



Sage: Uhns Erscheinen
Weder Ort noch Zeit der Geschehnisse sind datiert, aber die Sage ist von Norderstein bis Payat bekannt.

Es heißt in Büchern geschrieben, dass Doria niemals fallen wird, solange seine Anhänger sich auf die Stärke und Rechtschaffenheit des Lichtes verlassen. Solange ihre Absichten aufrichtig und ihre Ansinnen gut, soll niemals diese Bastion des Glaubens zerschmettert werden. Jeder Feind des Reiches, komme er von außerhalb oder innerhalb, wird scheitern und Doria durch sein Versagen zu noch mehr Ruhm verhelfen.

Doch als das Land noch jung in seinen Ursprüngen war, drohte Gefahr durch Krieg. Dereinst zog das Übel durch die Ländereien, mordete eure Söhne und raubte eure Töchter, eure Höfe brannten, euer Vieh verendete und zurück blieb nur die schwelende Asche. Die tapferen Streiter aller Stämme abgeschlachtete, Leichen zierten den Pfad der Verwüstung. Die Überlebenden sammelten sich auf dem einzigen Berg, der letzten Festung, von wo aus sie in die Übermacht des feindlichen Heerwurms starrten.
(Manche mutmaßen dieser Ort sei der Cornak )

Es war in jener Stunde der Not, Dämmerung hüllte sich bereits um die belagerten Mauern, als die Erde zu beben begann. Bäume fielen mitsamt Wurzelwerk zu Boden, uraltes Steinwerk zerbarst. Uhn selbst war gekommen euren Vorfahren beizustehen. Finster war die Nacht, als sich sein Schatten gegen das Firmament abhob. Sein wuchtiger Körper saust hernieder, bereit das Kriegswerkzeug der Belagerer zu zerstören, seine scharfen Zähne rammt er allzu gern in das Fleisch der Gegner, seinen Krallen entgeht niemand. Die Schreie hallten die ganze Nacht über an. Und als der Morgen graute, legte sich in silbrigen Glanz der frische Tau auf die toten Leiber der Bedränger.
Uhn aber wart verschwunden; zurückgekehrt in das Reich der Ahnen, um dort seiner Aufgabe nachzukommen. Er wandelt zwischen dieser und jener Welt. Ob durch Alter oder Krankheit, durch Feuer oder Schwert, egal ob Mann, Weib oder Kind, alle Gefallenen haben sich vor ihm zu verantworten. So Uhn es will wirst du deinen Schmerzen erliegen und du siehst dich – wenn du rechtschaffen und aufrichtig gelebt hast - auf seinem grauen Rücken empor ins Paradies getragen.


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