headerimg

Das Junkerrat Hornstett

Inhalt



Das Junkerrat Hornstett liegt relativ nördlich inmitten der unüberschaubaren Wälder Felswachts. Neben der hölzernen Burg mit Palisadenwall, die das Zentrum der kleinen Stadt bildet, gibt es noch einige Langhäuser, Vorratsschuppen, des weiteren eine Schmiede und einen Tempel des Weißen an dieser lichten Stelle des sonst undurchdringlichen Dunkel des Waldes. Der Rest der Bevölkerung lebt etwas außerhalb, in der Hauptsache Jäger und Holzfäller, die in mobilen Lagern mit ihren Zelten und der Erlaubnis des amtierenden Junkers, für Nahrung und Baumaterial sorgen. Außerdem gibt es noch ein Hafendorf namens Greifensteg, was am Flüsternden See liegt, der nördlichsten Spitze des Junkerrats.
Das Leben in Hornstett ist fordernd, aber für gewöhnlich sehr ruhig. Die junge Provinz existiert offiziell erst seit der Herrschaft König Beleron I, nach der Vereinigung der Stämme. Die Dra’kai waren niemals in diese entlegenen Teile vorgedrungen. Selbst aus der Luft ist nur die Feste im Dickicht der Wälder deutlich auszumachen. Der amtierende Junker, Goswin von Hornstett, Witwer seit einem Jahr, ist momentan auf der Suche nach einer Frau. Sein erbberechtigter Sohn ist bereits mit dem Hause Tiefenbrunn verheiratet.
Wirtschaftlich lag das Junkerrat lange Zeit zu abgeschlagen um großen Einfluss zu haben, allerdings haben sich in letzter Zeit gerade die kunstfertigen Schnitzereien aus den Geweihen im aufblühenden Doria als begehrtes Handelsgut erwiesen. Durch die günstige Lage am Haupthandelswegs werden alle Exportgüter zuerst mit dem Karren eine Tagesreise nach Greifensteg und dann mit dem Floß nach Wallstadt transportiert.
Holz gibt es im Überfluss, Stein ist Mangelware. Neben Fleisch und Fisch, gibt es vor allem Beeren, Pilze und Früchte. Ackerbau ist nicht möglich, viele Häuser haben aber einen Kräutergarten.
Die Bevölkerung ist abergläubisch, wie viele Felswächter. Nichtsdestotrotz wissen sich die Leute ihrer Haut zu erwehren, denn neben Fasan und Hirsch, streuen auch Wildsäue, Wölfe und Bären durch die Wälder. Den besten Jägern eröffnet sich die Möglichkeit für den Junker zu streiten. Sie können Teil der Stachelrotte werden. Militärisch sind sonst keinerlei Strukturen vorhanden, waren allerdings auch noch nie von Nöten. Das Terrain selbst bietet genug Schutz, Hornstett ist die perfekte Zuflucht um vom Rest Dorias abgeschieden zu leben.

Die Feste


Die Gemächer und der Thronsaal der Herren von Hornstett sind hölzerne Hochbauten auf einem steinernen Fundament. Rundherum, wie ein mit Dornen gespickter Wurm, winden sich die Palisaden, die vorwiegend nur die Macht des Junkers widerspiegeln, allenfalls noch im frostigen Winter nachts vor plündernden Wildschweinen schützen.
Im Inneren sind steinbewehrte Kamine und Feuerstellen, ansonsten schmücken unzählige Jagdtrophäen und Felle den zentralen Raum, der gleichfalls als Thronsaal aber auch als Speiseraum für Anlässe genutzt wird. Die Bediensteten der Burg leben in Hütten unterhalb der Wehrgänge; das Herrenhaus ist direkt an den Thronsaal gebaut. Es ist mehr praktisch als prunkvoll ausgestattet.

Greifensteg


Das Dorf liegt ganz im Norden des Junkerrats. Ein Weg, breit genug für einen Karren, verbindet Greifensteg mit der Stadt. Zwischen den Steilhängen des südlichen Ufers führt ein schmaler Pfad von der Kante hinunter. Alle Waren müssen mittels eines Krans hinab befördert werden, da der Pfad zu eng und zu kurvig für einen Karren ist. Die Fischerhütten und die Taverne „Zur hinkenden Wildsau“ in Greifensteg sind auf Pfählen gebaut, die ins Wasser ragen.
Der Name kommt von den Seeleute und Flößer. Man sagt, nur im Tempel werden die Greifen häufiger angerufen, als auf den ersten paar Brettern des tief in den See reinragenden Stegs. Nachdem die Schiffe die Stromschnellen überstanden haben, gelten die ersten Worte stets den Greifen, dass Boot und Mann Heil angekommen sind.
Auch der Flüsternde See hat seinen Namen durch die Fischer bekommen. Wenn spät in der Nacht, Ruhe im Dorf eingekehrt ist, hört man die Stromschnellen in der Ferne rauschen. Die einfachen Leute, die nachts auf den See starrten, haben das unheilvolle Flüstern vernommen und dem See schon manche Geschichte angedichtet.

Die Junkersfamilie


Goswin von Hornstett war der einzige Spross der Sippe, welche vor den Zeiten des Königreichs die Jägersfamilien in den Wäldern Felswachts anführte. In den ersten Tagen des jungen Reiches freite er die Tochter eines anderen mächtigen Mannes, welcher später das Haus zu Wiesen begründen würde. Sibille aus Wiesen schenkte der Linie zwei Söhne und zwei Töchter.
Wilbrecht, der Älteste und Erbberechtigte, zählt heute 22 Jahre. Er hielt, nach der Errettung Marions von Tiefenbrunn, um deren Hand an und ist glücklich mit dem Mädchen verheiratet. Seitdem wird das Haus etwas missgünstig von Wilfried, Fürst von Kalkriese, der ebenfalls um die Hand der Jungfer Marion anhielt, behandelt.
Dagmar, die Zweitgeborene, bereits 20 Jahre, ist seit längerem mit dem Hause zu Tiefengrund verheiratet und lebt an der Seite des Viertgeborenen: Henrick von Tiefengrund.
Jormund, das dritte Kind, ist trotz stolzer 19 Winter noch unverheiratet. Nach seiner Zeit als Knappe bei Gernold von Weißenfels wurde er zum Ritter des Königreiches geschlagen und dient momentan seinem Vater damit die Stachelrotte anzuführen. Seinen ersten Erfolg errang er im Turnier zu Ehren der Eroberung Gohts, wo er die Disziplin des Speerkampfes für sich gewinnen konnte.
Anka, war das späte Glück der Familie, und ist gerade mal 14 Jahre alt. Sie ziemt sich noch zu heiraten und hegt den Wunsch zur Schildmaid zu werden.
Sibille von Wiesen verstarb im Alter von 37 Wintern nach längeren Leiden im Krankenbett, zur selben Zeit da der neue König von Doria, Sir Eledor von Nafur, gekrönt wurde. Deshalb waren nur Goswin und Anka bei ihrem Tod zugegen. Das Jahr der Trauer ist beendet und derweil ist der 43jährige Junker bereit ein weiteres Mal zu heiraten.

Die einfache Bevölkerung


Hornstett beherbergt über zweihundert Leute. Trotz dieser enormen Anzahl erscheint das Junkerrat eher beschaulich, denn viele der Sippen leben das ganze Jahr über in Hüttensiedlungen tiefer im Wald, wo sie ihrem Beruf als Jäger oder Holzfäller nachgehen, oder leben als Fischer im Hafendorf Greifensteg. Etwas über 60 Seelen leben in den Häusern direkt an der Feste. Besondere Messen zu Ehren der Greifen werden deshalb außerhalb des kleinen Tempels, meist auf einer nahen Lichtung, abgehalten, weil dieser kaum alle 200 Hornstetter aufnehmen könnte.
Jede Familie kann sich weitestgehend selbst versorgen, auch wenn manch eine Sippe sich als besondere Pfeilmacher, Schnitzhandwerker oder Kräuterkundige hervorgetan hat. Werkzeug und Speerspitzen entstammen der Schmiede, welche direkt beim Dorfbrunnen im Zentrum von Hornstett liegt.
Neben Menschen wohnten jüngst in zweier der Jägerhütten auch Elfensippen. Sie lebten abgesondert und wurden von den meisten Bewohnern gemieden, ihre Abgaben an das Haus zu Hornstett waren entsprechend höher als gewöhnlich. Entgegen der Einstellung vieler Dorianer wurde ihre Anwesenheit zumindest von den meisten Hornstettern toleriert. Mit zunehmenden Handel Greifenstegs wurde die Taverne ein Ort aufkommender Gerüchte gegen Elfen und ihre Untaten. Jüngst beschied der Junker, dass kein Elf mehr die Ressourcen des Waldes plündern dürfe, woraufhin diese sich tiefer in den großen Forst zurückzogen. Die Jagdgründe Hornstetts waren damit gesichert.

Die Stachelrotte


Der Leibgarde des Junkerrats besteht aus fähigen Männern und Frauen rund um die Feste. Die meisten Hornstetter verstehen sich auf die Jagd. Die Taktik der Rotte ist dem Erlegen von Keilern und Bären nachempfunden. Da ein einzelner Pfeil bei der Jagd auf solche Bestien wirkungslos wäre, haben die Jäger ihr Leben lang mit dem Wurfspeer und der Lanze geübt.
Auch die Soldaten der Rotte führen weitesgehend diese Waffen mit denen sie vertraut sind. Der verheerend Regen ihrer Speere ist über die Grenzen Felswachts hinaus gefürchtet. Sie gelten als besonders unnachgiebig wenn es einen Feind – ihre Beute – zu verfolgen gilt.
Angeführt werden sie derweil von Jormund von Hornstett, zweiter Sohn Goswins.

Bräuche, Legenden, Anekdoten: Wie der flüsternde See zu seinem Namen kam
Seit die ersten Pfahlbauten im See stehen, noch bevor man den Ort Greifensteg nannte, trug der Flüsternde See seinen Namen. Wenn nachts die Rastlosen auf dem Stegen wandeln, dann hören sie das murmelnde Geräusch der Stromschnellen, welches aufmerksamen Zuhörern, besonders häufig aber den Trunkenbolden, geheime Wünsche verspricht und die Unvorsichtigen in die Tiefen des Sees lockt. In einer Geschichte heißt es:
Als Doria noch jung war, zur Zeit der Stämme, da lebte jener in den Gewässern und Stromschnellen, den sie Unkain nannten. Ein Wesen halb Mensch und halb Fisch.
Unkain gebar einen Sohn und er sagte zu ihm: Du wachst im Norden des Sees, dass keiner der Menschen mehr die Untiefen dort fürchten muss! So geschah es auch. Unkain gebar einen zweiten Sohn und er sagte zu ihm: Du wachst im Osten, dass keiner der Menschen die Untiefen dort fürchten muss! Und es geschah so. Dem dritte Sohn, den Unkain gebar, sagte dieser: Du wachst im Süden, dass keiner der Menschen die Untiefen dort fürchten muss! Auch dieser tat wie geheißen. Dem letzten Sohne sagte er: Du wachst im Westen, dass keiner der Menschen die Untiefen dort fürchten muss! Es waren gute Zeiten, denn wenn immer ein Mensch den Gefahren zu nahe kam, so flüsternden die Söhne Unkains ihm Warnungen zu und sie drehten das Floß noch rechtzeitig.
Unkain aber gebar einen fünften Sohn und als dieser seine Brüder sah, so fragt er: Vater, wo solle ich wachen? Und jener antwortete: Du wachst in der Tiefe des Sees, dass keiner der Menschen dem steinigen Grund zu nahe kommt. Und der jüngste der Brüder wachte viele Monde, doch nie war seine Hilfe von Nöten. Mit jeder Nacht die er schweigend verbrachte steigte sein Neid und mit Missgunst sah er seine Brüder. Und als er auf den Tag genau ein Jahr geschwiegen hatte, da schwamm er zur Oberfläche und entflammt war sein Zorn. Im Norden jagte er seinen Bruder davon und lockte die Menschen in die Untiefen, im Osten vertrieb er seinen Bruder und die Menschen liefen am Grund der Felsen auf. Gleiches tat er im Süden und Westen.
Und Unkain sah das Werk seines Sohnes und fluchte. Sterbend schon vor Kummer über seine vier anderen Söhne, nahm er dem Jüngsten die Stimme, auf dass er nicht noch mehr Menschen in den Tod locken konnte. So ist es nur mehr ein Murmeln und Flüstern, das dem verfluchten Sohn bleibt um Unheil an den Menschen anzurichten. Doch hört nicht auf die Worte die der Wind mit sich heranträgt, denn dies sind die verzweifelten Versuche Euch in die Tiefe zu ziehen, mein Freund!

Nach den Worten eines alten
Flößers in der hinkenden Wildsau

Bräuche, Legenden, Anekdoten: Eine Vermählung in Hornstett
Die meisten Einwohner des Junkerrats entspringen einer Sippe, welche entweder eine große Jägerhütte in den Wäldern ihr eigen nennt oder aber ihre Linie haust bei der Feste selbst. Die Familien sind kinderreich und für gewöhnlich heiratet ein Hornstetter auch nur eine Hornstetterin. Denn nur wer zur Garde geht, lernt das Leben außerhalb des Junkerrats kennen.
Ein Brauch wird in Anlehnung an die Geschichte von Soldan und Mechthild seit jeher bei jeder Vermählung gefeiert. Soldan, ein exzellenter Pfeilmacher warb um die hübsche Mechthild, ihres Zeichens Jägerin. Die Greifen waren den beiden gewogen, sodass man zur Hochzeit ausrief. Und am Tage der Vermählung feierte man mit reichlich Met und Wein und dem besten Wild und alsbald zog sich das Brautpaar in die Jägershütte von Mechthild zurück um dort in der ersten Nacht zueinander zu finden. Wohl aber waren Fremde unbemerkt auf die Feier gekommen und sie folgten dem jungen Paar in die Wälder. Als nun das Licht der Kerze erloschen und Soldan und Mechthild sich ihrer Zweisamkeit hingeben wollten, da brach die Tür der Hütte auf und die Fremden drangen in das Haus ein um gewalttätige ihre Gier nach Vereinigung zu stillen. Soldan stand unbewaffnet da, während Mechthild zielsicher ihren Dolch ergriff. Und als der erste Unhold im Dunkel der Nacht ihren Leib packte da schnitt sie ihm die Kehle durch. Eine zweite Hand griff nach ihr und sie jagte dem Lüstling ihren Dolch direkt ins Herz. Als der dritte Fremde nach ihr greifen wollte, rammte sie die Klinge tief unters Kinn. Blut floß über ihre geballte Faust und sie fürchtete den nächsten Übergriff, da legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Mechthild packte diese und zog den Mann zu sich her sodass der Dolch in direkter Linie in den Körper des Angreifers fahren würde. Und sie hätte diesen getötet, aber da erkannte sie wie robust die Hände waren. Sodann fühlte sie das Haar des Mannes und es war weich und viel in langen Wellen. Und ob sie auch nichts sah in der Dunkelheit ließ sie den Dolch fallen und küsste ihren Geliebten.
Heutzutage halten die Hornstetter diese Geschichte hoch, indem die Braut ihren Vermählten während der Feierlichkeiten blind erkennen muss. Mit verbundenen Augen fühlt sie Hand und Haar der anwesenden Männer um ihren Gatten zu identifizieren. Das weichste Haar und eine starke Hand für die Glückliche. Es gilt als schlechtes Omen sollte sie sich verschätzen, allerdings tragen die anderen Männer meist absichtlich kleinere Zweige im Haar während des Hochzeitsrituals, um das Glück des zukünftigen Paares nicht zu trüben.


Besucher
0 Mitglieder und 3 Gäste sind Online

Forum Statistiken
Das Forum hat 447 Themen und 8377 Beiträge.